Zwei Frauen am Rande des Vulkans. In einem Observatorium sollen sie alle Bewegungen des Berges aufzeichnen, doch die wissenschaftliche Arbeit führt immer weniger zur Gewissheit. Beim täglichen Vermessen und Aufzeichnen werden die Erschütterungen der Landschaft auch zu Erschütterungen der beiden Figuren.
Bettina Wohlfenders faszinierender Roman „Das Observatorium“ erzählt von der Auflösung der Wirklichkeit in einem großen Sinnbild der Natur: Wo selbst die Steine flüssig werden, dort muss über das Leben noch einmal nachgedacht werden. Die Herkunft einer der beiden Frauen bleibt
rätselhaft, Teile einer Familiengeschichte tauchen auf, und plötzlich läuft jemand den Rand des Vulkankraters entlang. Wie die Realität allmählich ihre physikalischen Eigenschaften verändert, wie die Luft in der Hitze des Vulkans zu flirren beginnt, zeigt Bettina Wohlfender in einer ganz genau beobachtenden und atmosphärisch dichten Sprache. Darin geht es den Wörtern wie dem Vulkangestein: Sie beginnen zu fließen, werden zum breiten poetischen Strom. Ein großartiges Debüt!