Kurz vor der Erlösung

Während in der Hauptstadt die Glocken der Kathedrale schlagen, macht ein Bauer im Schein der Lampe eine unerwartete Entdeckung im Stall. Ein Männerchor stimmt in der Gaststube ein Lied an. Ein König auf seinem Kamel folgt einem Sternen­schweif. Ein scheinbarer Fischer betrachtet eine eisige Strömung.

Michael Fehr versammelt in seinem Debüt unter­schied­lichste Menschen und Gruppen "kurz vor der Erlösung". Er nimmt uns von Schauplatz zu Schauplatz mit, zum Fusssoldaten, zu Josef und Maria, zur Musik­gruppe auf der lottrigen Bühne genauso wie zur Musik­gruppe im Fernseh­studio, zur Familie beim Essen bis hin zur Organistin und zum Pastor. Sie alle sind in Anspannung, ja hoffnungs­voller Erwartung und "melodieren und modulieren" jede und jeder für sich.

Getragen wird Michael Fehrs Geschichte in "Siebzehn Sätzen" von einer bemer­kenswert eigen­willigen und mutigen Sprache: Geduldig umkreist Fehr Wort für Wort, Zeile für Zeile und eben Satz für Satz seine Szenen und Figuren. Und meint man sich durch die Sprache zuweilen von den unheimlich vertrauten Begeben­heiten schon weit entrückt, so verhelfen uns die Varia­tionen und Modula­tionen doch immer wieder zu unerwarteten Eingängen in die Geschichte mit ihren 17 Geschichten. So folgt man dieser vielstimmigen Erzählung, ob laut oder leise lesend, wie man es sonst nur von der Musik kennt. Ein Sprach­konzert! 

Michael Fehr wurde für "Kurz vor der Erlösung" mit einem der Litera­tur­preise des Kantons Bern (2013) ausge­zeichnet. Ausserdem: Nomination für den Franz-Tumler-Litera­turpreis 2013.

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