Schleifpunkt

Dinge ändern sich. Kinder werden erwachsen, Polkappen schmelzen, alte Lebensmodelle verlieren ihre Funktion, neue müssen erfunden werden – Renate behält die Kontrolle und macht weiter wie gehabt. Die Protagonistin von Maria Ursprungs Theatertext ist alleinerziehende Mutter und Fahrlehrerin. Allerdings befindet sich ihre inzwischen 23-jährige Tochter auf dem Sprung nach Alaska, um dort als Klimaforscherin das ewige Eis zu analysieren, und Autos werden in einer von Mobilität 4.0. und Klimawandel geprägten Zukunft wohl bald selbstständig durch die Gegend fahren (oder auch gar nicht mehr). Renate ignoriert alle Zeichen der Veränderung, bis sie eines Nachts auf der Landstraße eine fremde Frau anfährt, mit der Bewusstlosen im Kofferraum Fahrerflucht begeht und ihr Leben ins Schlingern gerät. „Schleifpunkt“ verhandelt die Konflikte einer Gesellschaft, in der Veränderungen gleichzeitig wirken und negiert werden. Mit feinem Humor seziert Maria Ursprung die Illusion, alles könne für immer so bleiben, wie es ist. Im Fokus steht nicht das große Ganze,
sondern dessen Auswirkungen auf das Zusammenleben irgendwo in der Kleinstadt: die moderne Misere eines durchschnittlichen Lebens, die Eskalation des Althergebrachten am Beispiel einer Fahrlehrerin und ihrer Tochter.